Nürnberger Erinnerungen: Mit Triumph ins Industrie-Museum

Bericht Abendzeitung
Abend Zeitung vom 23.6.2003

NÜRNBERG "Triumph" - dieser Markenname lässt die Herzen der Motorrad-Fans höher schlagen. Die stolzen Besitzer von Maschinen aus der Schweinauer Zweirad-Schmiede lassen ihre auf Hochglanz polierten Zweitakter allerdings nur noch im Schongang über die Straßen brettern. Zur Erinnerung an die Nürnberger Motorradproduktion, die vor genau 100 Jahren bei "Triumph" begann und im Jahre 1957 eingestellt wurde, trafen sich Mitglieder der Zweirad -Interessengemeinschaft mit ehemaligen Werksfahrern im Nürnberger Museum für Industriekultur (Foto).

 

   

 

 

Bildzeitung

Bild-Zeitung Nürnberg vom 23.6.2003

Triumph-Fans lassen Motoren röhren

Pressebild

Dass die legendären Motorräder von ”Triumph" nicht nur trist im Museum verstauben müssen, beweisen die Mitglieder der Nürnberger ”Triumph-Interessengemeinschaft":
Sie fuhren ihre blitzblank gewienerten Maschinen vors Centrum Industriekultur und ließen die Motoren knattern, um an den Produktionsbeginn der Zweiräder vor genau 100 Jahren zu erinnern. Besonders erfolgreich war das Modell "Knirps" mit 2,5 PS: Zwischen 1919 und 1923 wurden 4300 Stück gebaut. Insgesamt lag die Produktpalette des Nürnberger Unternehmens bei 75 Modellen. Neben der Motorrad-Produktion wurden ab 1909 auch Schreibmaschinen hergestellt und vertrieben. Als Max Grundig die Firma "Triumph" 1957 kaufte, stellte er die Herstellung von Motorrädern komplett ein. Foto: Bauer

 

"Triumph" sind in aller Welt zu finden

Fans halten Erinnerung an robuste Maschinen wach! Treff im Industriemuseum

Nordbayrische Zeitung

Parade der "Triumph"-Maschinen auf dem Parkplatz des Museums Industriekultur. Bevor die Fahrer nach dem Jubiläumstreffen wieder die Heimfahrt antraten, Fans kamen bis aus Dänemark, traf man sich noch zu einer letzten Rast. Foto: Harald Sippel

Ein sonores Dröhnen gestern vormittag auf der äußeren Sulzbacher Straße, die Experten am Museum Industriekultur spitzen die Ohren: "Unverkennbar, die Triumph-Motoräder rollen an." Anlass für das Treffen von rund 25 Oldie-Fans und ehemaligen Mitarbeitern war der Beginn der Motorradproduktion in den Triumph-Werken Nürnberg (TWN) vor 100 Jahren an der Fürther Straße.

Der Besuch war Teil eines Wochenend-Treffens der seit 1988 bestehenden "TWN Zweirad-Interessengemeinschaft (TWN-IG)" anlässlich des "100-Jährigen". Karlheinz Jäger aus Kalchreuth, der dort 17 Triumph-Motorräder in einem privaten Museum pflegt, hatte dazu ein umfangreiches Programm ausgearbeitet. Glanzpunkt war eine Ausfahrt in die "Fränkische" mit ca. 100 Maschinen.Die Motorräder und Gespanne erzählen Geschichte. Darunter auch die seit 1936 unveränderte und mit entsprechenden Gebrauchsspuren versehene S 350 mit elf PS von Dieter Heinrich aus Schwäbisch Hall. Er hat das Krad von seinem Vater übernommen. "Im Frühjahr kommt nur Benzin in den Tank und die Batterie wieder rein - und dann läuft sie wieder", lobt er die Robustheit der Maschine. Ein Rezept glaubt er aber doch zu haben: "Ich schraube nicht viel dran nun."

Helmut Brix aus Freiberg/Neckar. der mit seinem Sohn mit ebenfalls eigener Triumph dabei war, berichtet von ungewöhnliche Kaufgepflogenheiten anno 1946. Brix fährt die BD 250 W seines Vaters, die aus Restteilen eines für die Wehrmacht (W) entwickelten Typs zusammengebaut worden war und ursprünglich einem Bäcker gehörte. "Damals ging das aber nur auf Bezugsscheine", erinnert er sich. Der Bäcker, der den ganzen Ort versorgen musste, erhielt diese Scheine, "musste aber noch einen Sack Mehl an den Händler drauflegen". Das gleiche Spiel gabs beim Metzger, lacht Brix, "nur musste der eine halbe Sau rausrücken".Mit unter den Triumph-Fahrern waren auch Georg Dürschinger, der 1945 bei TWN als Maschinenschlosser lernte, und Helmut Radke, die noch immer heiß begehrte Ratschläge geben konnten, Dürschinger kam 1947 zu Motorradwettbewerben, als Walter Sauer (Ottersweiher) vor dem ersten Norisring-Rennen bei Triumph erschien und den Motor seiner BD 250 überarbeiten lassen wollte, was aber gar nicht notwendig war und Sauter gewann das Rennen. Seinen ersten Wettbewerb fuhr Georg Dürschinger 1950 mit einer B 125, 1953 gewann er die Deutschlandfahrt. Nach weiteren Erfolgen verlor der Werksfahrer im Januar 1954 bei einem Unfall während einer Testfahrt am Emskirchener Berg das linke Bein.

Motorrad im Internet

Helmut Radke lernte 1947 als Werkzeugmacher bei Triumph und kam später in die Versuchsabteilung, hatte sportliche Erfolge mit der BDG 250 und testete schließlich eine Hinterradschwinge, die für die "Boss" für Rennen entwickelt worden war.Die Motorräder aus der Fürther Straße sind in alle Welt verstreut. Dies stellte jedenfalls Volker C. Koch aus Dachau fest, der die Internetseite www.twn-ig.de der Interessengemeinschaft betreut: "Drei Boss hab ich in Vietnam entdeckt und andere Triumph-Typen in Indonesien, Kanada und Uruguay", freut er sich. Vielleicht findet er noch andere, so hofft er jedenfalls. Seine eigene Maschine erhielt er im Jahr 1994 aus Norwegen.

Nordbayrische Zeitung 23.6.2003

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